FrauenFunk.at! Gleichstellung ist wie Schreiben eine Lebensaufgabe

Wann haben SIE angefangen, sich Gedanken zu machen, wie das sein wird, wenn sie aus dem aktiven Berufsleben in einen neuen Lebensabschnitt gleiten? Bei mir war das so Mitte, Ende 50. Und der wichtigste Punkt bei diesen Überlegungen war: was hab ich bisher erfolgreich und engagiert gemacht und was kann ich davon in mein nächstes (nicht angestelltes) Leben mitnehmen und mein Know-How hier sinnvoll nützen.

Als Journalistin kann man texten, Themen erkennen und aufbereiten, Themen setzen und zuspitzen. Als Medienmanagerin weiß ich, was notwendig ist,  um in Medien vorzukommen. Ich weiß, was Medien brauchen und wovon sie leben. Schon bisher habe ich dieses Wissen an Menschen weitergegeben, die sich in Medien präsentieren müssen und oft nicht genau wissen, wie sie sich dort verhalten sollen. Denn egal, ob TV, Radio oder Online-Medium: Ein Medienauftritt will gelernt sein, auch wenn das Expert*innentum im Mittelpunkt steht.

Völlig klar war , dass ich mein Engagement in Frauennetzwerken unbedingt fortsetzen wollte. Feminismus und das Ringen um Gleichstellung hört ja nicht einfach so auf. Das ist wie Schreiben eine Lebensaufgabe.

An diesem Punkt erreichte mich eine Anfrage vom Institut Sophia, das von Kerstin Witt-Löw und Marion Breiter geleitet wird. Beide Frauen kenne ich seit langen Jahren aus deren Frauenarbeit. Sie fragten, ob ich an einer Fokusgruppen teilnehmen wollte zum Thema: Wie können sich gut ausgebildete  Frauen, die älter als 50 sind, gut vorbereiten auf die Jahre nach Studium, Job, Kinderbetreuung. Aus diesen Fokusgruppen entstand dann im Auftrag der Arbeiterkammer Wien eine Studie. „Frauen 50+ Gestalterinnen ihres Lebens“.

Was folgte waren Treffen in der AK-Wien, wo verschiedenen Aktivitäten und Einsatzgebiete debattiert wurden. Daraus entstand unter anderem die Idee, Feministinnen der Altersgruppe 50+ besser sichtbar zu machen. Die ehemalige Frauenstadträtin Sandra Frauenberger meinte, diese Frauen gerieten zunehmend in Vergessenheit. Es gebe Johanna Dohnal, und dann?

Der Podcast FrauenFunk.at! spricht mit 50 Frauen über 50 in Wien über ihre feministische Arbeit / Foto: Helmut Spudich
Der Podcast FrauenFunk.at! spricht mit 50 Frauen über 50 in Wien über ihre feministische Arbeit / Foto: Helmut Spudich

Uns fielen natürlich sofort zahlreiche Feministinnen ein, die auch ihr gesamtes Arbeitsleben der Besserstellung von Frauen gewidmet haben. Ich habe schließlich einen Podcast vorgeschlagen: Interviews von etablierten Feministinnen in Wien, die mit ihrem Engagement deutliche Spuren hinterlassen haben, die aber drohen, in Vergessenheit zu geraten als Personen, aber auch mit ihrer Arbeit, die sie geleistet haben und von der viele etwas lernen können. Die jungen Feministinnen müssen nicht ganz von vorne beginnen! Es sollen diese persönlichen Erfahrungen  weitergegeben werden und weiterleben, fanden wir.

Sandra Frauenberger stellte den Kontakt zum Frauenservice der Stadt Wien her. Die Gruppe „Frauenpodcast“ erstellte ein erstes Konzept und eine umfangreiche Liste von Frauen, die interviewt werden sollten. Ich habe dieses Konzept unter dem Titel „Frau, Feministin, Furie“ verfeinert und schliesslich eingereicht. Es gefielt der Leiterin der MA 57, Marion Gebhard und in Zusammenarbeit mit Laura Wimmer von der MA 57 haben wir den Feinschliff vorgenommen.

Nun musste ich nur mehr das Podcasten erlernen. Vom Radio kommend dachte ich, kann’s nicht so schwer sein. Es war dann doch aufwändiger als ich es mir vorstellt haben, aber es macht Spaß und ich hab viel dabei gelernt.

Schon nach den ersten Gesprächen war klar: Feminismus ist ein politisches Konzept und muss als solches auch gelebt werden. Die Frauen erzählen ganz persönliche Erfahrungen aus ihrem Leben – manche waren gut, auf manche könnten sie gerne auch verzichten. Aber eines ist klar: auch wenn das Ringen um gleiche Rechte für Frauen oft beschwerlich ist, lohnt sich der Kampf.

Viel Freude beim Hören!

ORF Radio Wien über den Podcast FrauenFunk.at!

FrauenFunk.at! ist eine Produktion von Everythingmedia.eu und kann bei Podigee, Spotify oder iTunes unentgeltlich abonniert werden.

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