Wenn diesen Sonntag, 7. April 2019, auf der Wiener Reichsbrücke für mehr als 12.000 Teilnehmer aus 130 Nationen um 9 Uhr das Startsignal zum City-Marathon gegeben wird ist ein Läufer bereits erfolgreich im Ziel angelangt. Ohne aufwändige Bodenmarkierungen wäre es unmöglich, die riesige Menschenmenge geordnet an den Start zu bringen.
Um diese Markierungen rechtzeitig fertig zu stellen macht sich in aller Herrgottsfrüh bereits Pixelrunner an die Arbeit — der erste über GPS gesteuerte, autonom fahrende und druckende Roboter der Welt. Um halb sechs Uhr früh beginnt der gelbe Roboter, der an einen zu klein geratenen Pistenbully ohne Fahrerkabine erinnert, wie von Zauberhand gesteuert mit dem Aufbringen der Rennmarkierungen auf dem Asphalt der Reichsbrücke.

Das druckende Riesenbaby ist das Produkt des gleichnamigen Startups Pixelrunner, das in der sprichwörtlichen Garage der Gründer im oberösterreichischen Pregarten entstand und jetzt in seine erste Mini-Serienfertigung geht. Wer die Zeichen deuten kann findet die gedruckten Spuren des Pixelrunners bei Events wie dem Wiener oder Berliner Marathon, der Tiroler Straßenrad-WM, auf der Donauinsel, bei den Events einer weltweiten Rennserie, oder vor wenigen Monaten an der Hausbergkante mit dem Logo der Hahnenkammabfahrt. „Wir kommen ins Spiel, wenn es beispielsweise um Markierungen bei Großveranstaltungen vom Volksfest bis zu Sportveranstaltungen geht“, erklärt Rainer Kargel, der im Gründungstrio für die Vermarktung des Pixelrunners zuständig ist.
Druckweltrekord: 15.000 Quadratmeter
Gedruckt wird auf Oberflächen aller Art: Von Straßenoberflächen, wie bei den Marathon-Rennen, bis zu Rasen oder auch Schneepisten. Ab 150 Quadratmeter ist die Programmierung des selbstfahrenden Druckroboters anstelle von Schablonen und Schildermalern sinnvoll, und je größer die Aufgabe desto mehr wächst der Pixelrunner über sich hinaus: Mit 15.000 Quadratmeter, einem Projekt in Australien, halten die Oberösterreicher den Weltrekord beim Flächendruck.
Zum Einsatz kommen dabei umweltverträgliche, biologisch abbaubare Farben. Die Haltbarkeit der Farben richtet sich nach dem Einsatz: Bei Sportveranstaltungen wie dem Wien Marathon werden ultrakurzfristig haltbare Farben eingesetzt, die bereits am Nachmittag von der MA48 mit ihren Saugkehrmaschinen wieder rückstandslos beseitig werden. Auf Rasen halten die Drucke einige Wochen, meist so lange bis wieder gemäht wird. Bei Bedarf (und dafür geeigneter Unterlage) können auch Farben verwendet werden, die bis zu einem halben Jahr ihre hohe Strahlkraft behalten.
„Der öffentliche Bereich ist unser besonderer Fokus“, sagt Kargel, „ob für logistische Leitsysteme für Besucherströme, zum Branding von Festivals oder für dauerhafte Bodenmarkierungen, unser Pixelrunner bietet Qualität, Geschwindigkeit und Kosteneffizienz“. Die konkreten Kosten hängen naturgemäß vom Projekt ab, Kargel beziffert den Quadratmeterpreis je nach Anforderung auf 10 bis 15 Euro. Pixelrunner — das Startup — wickelt Aufträge als All-in-Serviceleistung ab. Bei entsprechend größerem Einsatz durch Gemeinden oder Veranstalter ist der Roboter auch in Leasingvarianten verfügbar, ähnlich großen Drucksystemen.
Dieser Beitrag erschien am 31.1.2019 in der Beilage “Digitale Republik” der Wiener Zeitung.
Veröffentlicht von