Es ist die Stimme des effizienten Hausverstands, die zum Entleeren des privaten Mistkübels, Altpapiersackerl, Biomülls oder Restmülls erst dann ruft, wenn das Behältnis voll ist. Dann wandert der private Abfall zur Haustonne und zu Sammelstellen, wo nach starrem Abfuhrkalender entsorgt wird — gleich ob die Tonne halbleer ist oder bereits übergeht.
Was wäre, wenn auch Sammeltonnen eine Stimme hätten um ihren Füllstand zu melden? Solche schlaue Mülltonnen werden vom Entsorgungsunternehmen Saubermacher derzeit in drei österreichischen Gemeinden erprobt und sollen nichts weniger erreichen als die Müllabfuhr durch Digitalisierung revolutionieren. In Pilotprojekte im steirischen Feldkirchen und Riegersburg sowie in Villach befindet sich an der Deckelunterseite der Tonne eine kleine schwarze Box, die für Intelligenz sorgt. Sensoren registrieren Füllstand und Temperatur in der Tonne. Und eine Mobilfunkeinheit verbindet mit einem speziellen Mobilfunk-Netz für IoT, das „Internet of Things“ (Internet der Dinge), um Sensordaten an den Entsorger zu senden.

Vor allem bei unregelmäßigem Müllaufkommen zeigt sich der Nutzen der intelligenten Mülltonne, sagt Bernadette Triebl-Wurzenberger, Sprecherin von Saubermacher. Aus vielen Gründen füllen sich Mülltonnen unterschiedlich schnell: Zweitwohnsitze, Urlaube, saisonal höheres Biomüllaufkommen oder höheres Restmüllaufkommen bei Festen machen bedarfsorientierte Abfuhr effizienter, senken Kosten für die Gemeinde und verringern Emissionen bei der Entsorgung.
Dabei kommt auch der Wärmesensor zum Tragen. Öfter als gedacht entzündet sich Restmüll aufgrund schadhafter Lithium-Ionen-Batterien, die sich immer häufiger im Abfall finden. „Die kleinen Batterien sind inzwischen fast überall drinnen, bei Geburtstagskarten oder Kinderbüchern, die Melodien spielen, Spielzeug oder Zahnbürsten“, weiß Triebl-Wurzenberger. Brände sind dadurch ein zunehmendes Problem des Abfallbereichs, das der Temperatursensor bekämpfen kann: Erhöht sich die Temperatur über einen kritischen Wert wird Alarm geschlagen ehe es zum Brand kommt.
Wertstoffscanner erkennen eingeworfenes Material
Der zweite Baustein des schlauen Müllkonzepts, der in den Pilotgemeinden erprobt wird, ist ein Wertstoffscanner, der mittels Multispektralanalyse — die Analyse anhand der Lichtreflexion an der Oberfläche eines Stoffs — am Müllwagen das eingeworfene Material erkennt. So sieht man beispielsweise, dass im Restmüll Altpapier oder Plastik ist, was bei Trennung wertvolle Rohstoffe wären.
„Österreich ist eine tolles Abfallwirtschaftsland mit hoher Trennrate“, sagt Triebl-Wurzenberger, „dennoch liegt die Fehlerquote bei 60 bis 70 Prozent. Das sind Wertstoffe, die recycelt werden könnten, und biogene Abfälle.“ Der Wertstoffscanner gibt Haushalten Feedback zum Trennverhalten, „nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern um Bewusstsein über nachhaltigere Entsorgung unserer Abfälle zu schaffen“. Dieses Feedback kommt jeweils über das Smartphone zu den Haushalten. Und mit Gamification können Gemeinden beispielsweise „Wettbewerbe“ zwischen Straßenzügen oder Wohnviertel zur Verbesserung des Abfallverhaltens inszenieren.
Die Analyse am Müllwagen ist derzeit nur Instrument, um Abfallverhalten besser zu erkennen. Das Ziel sei jedoch Scanner für die Mülltonne zu entwickeln, die bereits vor Einwurf auf falsche oder fehlende Trennung hinweisen, um die Trennquote zu verbessern. Die “Digitalisierung des Mülls” als Beitrag zum Umweltschutz: Ende Juni 2019 will Saubermacher die Ergebnisse seiner Pilotprojekte bei der österreichischen Kommunalmesse vorstellen.
Video zur Funktion von Smarter Mülltonne und Wertstoffscanner:
https://www.youtube.com/user/saubermachervideo
Dieser Beitrag erschien in der Beilage “Digitale Republik” der Wiener Zeitung.
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